Gin zu Ende, achtzehn Uhr
Echos an Fingerkuppen, / Fußnoten an flüsternden Fersen, / kaum streichle ich die Buchstaben, / brennen deine Sohlen, / schon schreitest du über Leselisten hinweg, / wir streichen die Lektüre / aufs Brot der harten Jahre.
Ich wäre gerne die Nachsicht zwischen den Menschen steht hier, und man möchte prompt antworten, das sei schon der Fall. Denn diese Gedichte sind nachsichtig, mild und reif; hier ist sich ein Dichter seines Könnens voll bewusst und schöpft es aus in ganzer Schönheit und Kraft. Ein ungeheures Spektrum an Schauplätzen und Naturerscheinungen, philosophischen Theorien, emotionalen Zuständen, Reflexionen zu Vergangenem, Gegenwärtigem und nie Geschehenem verleiht den Texten Tiefe und Komplexität, und doch dominieren immer wieder Humor und Leichtigkeit und eben: Nachsicht. Zweifel, Mehrdeutigkeit und freie Assoziation sind ausdrücklich erwünscht und ergeben sich ohnehin ganz von selbst angesichts dieser beziehungsvollen Lyrik. Was lange nachhallt: die Verbundenheit zwischen – womöglich fremden – Menschen und die zwischen Dichter und Dichtung.
"Man verliert sich in Peers Worten und Versen. Zeile um Zeile nähert man sich der Liebe, dem Leben – aber auch dem Tod. Und plötzlich ist das letzte Gedicht gelesen. Peer lässt uns mit 'Gin zu Ende, achtzehn Uhr' allein zurück: Allerdings mit einem geschulten Blick für den Zauber eines jeden Moments."
Erkan Osmanovic, Buchmagazin Literaturhaus Wien
"Und wenn Alexander Peer Lyrik schreibt, verbinden sich Wahrnehmung, Erzählung und Reflexion zu einem Überraschungsfest des Wunderbaren."
Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten (anlässlich der Lesung bei "Literatur findet Land" 2023)
"Alexander Peers 'Gin zu Ende, achtzehn Uhr' kommt einem wie ein starkes lyrisches Vademekum vor, das sich vorzüglich für die Reisen nach innen eignet."
Harald W. Vetter, Podium Literaturzeitschrift
"Oft horcht oder schreckt man auf oder schmunzelt bei gelungenen, überraschenden Formulierungen."
Christoph Janacs, Literatur und Kritik
"Auf Basis der vielen kulturgeschichtlichen Bezüge hebt Alexander Peer in dem Band auch zu einer Auseinandersetzung mit Ästhetik und Wahrnehmung an: Erste ontologische Wut etwa ist ein feines Gedicht über Weltwahrnehmung, das von einer kindlichen Perspektive ausgehend nach dem Verhältnis von Einzelteilen und Holismus fragt: „Für einen Augenblick war es beruhigend zu hören, / dass das Ganze mehr sei als die Summe / der Teile. / Aber im nächsten Augenblick empörte ich mich – / Wie komme ich bloß darüber hinaus? / Über das Addieren der Teile?“, fragt sich der Sprecher. Es geht also um Wahrnehmung, um die Relativierung von Seinszuständen – und dabei bleibt doch eine Leichtfüßigkeit erhalten, Witz und Selbstironie gehen nicht verloren, etwa wenn das Vergehen der Jahreszeiten mit dem Finden des passenden Weins enggeführt wird."
Johanna Öttl, Alte Schmiede
"Im „Gin-Lyrikband“, wie die aktuelle Sammlung in Bibliothekskreisen mittlerweile süffig genannt wird, sind als Tragwerk Bilder des Autors eingewoben. Diese Schwarzweißfotos sind ausgeklügelte Kompositionen und zeigen vor allem eine Sehweise, die hineinführt ins Bild. Im ersten Bild, eine Art Stillleben mit Glas und Flüssigkeit, ist man versucht, an das Spiel mit halb-voll und halb-leer zu denken. Aber diese Vorausschau wird dem Bild nicht gerecht, im Bild geht es nämlich drum, durch die Flüssigkeit hindurchzusehen wie durch einen Katalysator. Der Blick kommt hinten anders an, als er vorne eingedrungen ist, lässt aber dabei das Motiv aber unverändert.
Nach dieser Methode lassen sich die meisten Bilder mit Gewinn zu einem Schauerlebnis aufschaukeln. Die sechzehn Fotos „zeigen“ jeweils eine Abweichung geübter Sehpraktiken. Normalerweise weiß das Auge, was Vorder- und Hintergrund ist, wenn nun aber ein Strommast dem Dach eines Campingbusses entragt, lässt das Sehprogramm beides verschmelzen, ehe das Gesehene dann wieder logisch getrennt und den eingeübten Sehprogrammen zugeordnet wird."
Helmuth Schönauer, Buch in Pension (BIP4). Tagebuch eines pensionierten Bibliothekars. 4 | 150 Rezensionen aus dem Jahr 2022. | Klagenfurt: Sisyphus-Verlag 2023. 354 Seiten. EUR 15,-. ISBN: 978-3-903125-77-3. - TIROLER GEGENWARTSLITERATUR 2348 und Lesen in Tirol 2023
"Also ziehen wir hindurch, lassen uns durch die schöne Sprache in der sie eingefangen sind, inspirieren und Alexander Peer ein wenig bei seinen Reisen begleiten und in seine Gedankenwelt eindringen."
Eva Jancak, Literaturgeflüster
Gin zu Ende, achtzehn Uhr
Gedichte und Fotografien
von Alexander Peer
mit einem Essay
von Dr. Daniela Chana
96 Seiten
ET: 6. Dezember 2021
ISBN: 978-3-99039-213-3
Gebunden mit Lesebändchen
€ 18,- (A/D)
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Literadio hat eine Sendung zu "Gin zu Ende, achtzehn Uhr" gestaltet.
Die halbstündige Sendung beschreibt Stärke und Freiheit der kurzen, rhythmisierten Form und regt an, den eigenen poetischen Bedürfnissen zu folgen (es geht dabei ja ums "Machen"). Für mich gleicht die Lyrik einem handlichen Gefäß, das ein breites Spektrum an Gefühlen und Betrachtungen aufnimmt. Weil beides zusammen kommt - das Fühlen und das Denken - schmiert das den Geist, gerade wenn er in Ohnmacht zu erstarren droht.